Die Staatsoperette und ihre Geschichte

Seit Dezember 2016 spielt das Ensemble der Staatsoperette Dresden im Kraftwerk Mitte – im Zentrum der Stadt. Auf dem Gelände des einstigen Kraftwerks Mitte entstand ein Theaterkomplex, der die denkmalgeschützten Industriebauten genial mit modernen Zweckbauten vereint. Die zentrale Lage in der Innenstadt, die attraktive Spielstätte und der vielseitige Spielplan ziehen seitdem das Publikum magisch an.

Opulent ausgestattete Operetten, schmissige Musicals und einmalige Revuen bringen Glanz und Glamour auf die Bühne der Staatsoperette. Das vielseitige Ensemble aus Sängerinnen und Sängern, Ballett, Chor und Orchester verführt allabendlich mit allen Mitteln der Kunst. Zum umfangreichen Repertoire des Dresdner Traditionshauses gehören unter anderem beliebte Operetten-Klassiker wie „Die Fledermaus“, „Casanova“, der Dauerbrenner „Im weißen Rössl“ oder Joseph Beers „Polnische Hochzeit“. Auch in Sachen Musical bietet die Staatsoperette eine beachtliche Bandbreite. So stehen neben Rodgers und Hammersteins „Cinderella” auch das Pop-Musical „Pippin“ oder „GRIMM! – Die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“ – eine Koproduktion mit dem tjg. theater junge generation – auf dem Spielplan.

Das Leben ist ein Cabaret
Die Spielzeit 2024/25

Unter diesem Motto, ein Zitat aus dem Musical „Cabaret“, steht die neue Saison der Staatsoperette, deren fünf Premierentitel so unterhaltsam wie auch politisch sind, sich thematisch um die Bühne, um Show und ums Spiel im Spiel ranken und die Krisen der Zeit, damals und heute, betrachten.

Die neue Saison eröffnet am 30. August 2024 erstmals ein großer Sommernachtsball. Die Ballnacht beginnt mit einer musikalischen Entdeckung und gleichzeitig mit der ersten Premiere der Spielzeit, der Revue-Operette „Du bist ich“ – eine amüsante Verwechslungskomödie mit jazziger, lateinamerikanisch angehauchter Musik des kubanischen Komponisten Moïses Simons.
Der Sommernachtsball unter dem Motto „Eine Nacht in Havanna“ verspricht einen exotischen Abend. Die passende Tanzmusik – von Walzer bis Cha-Cha-Cha, von Foxtrott bis Mambo – liefern das Orchester der Staatsoperette, tumba-ito und die Cindy Weinhold Band. Zu später Stunde legt im Untergeschoss des Theaterfoyers DJ Barrio Katz auf. (Preis: 199 € inkl. Buffet)
Im November steht mit Jerome Kerns und Oscar Hammersteins „Show Boat“ (1927) ein Broadway-Klassiker auf dem Spielplan, der sich als erstes Musical überhaupt mit sozialkritischen Fragen auseinandersetzt. Mit legendär gewordenen Songs wie „Ol’ Man River“ und „Can’t Help Lovin’ dat Man“ warben Komponist und Autor für kulturelle Offenheit, auch weit über ihre Zeit hinaus.
In „Die Bajadere“, Emmerich Kálmáns vielleicht ungewöhnlichstem Werk, begegnen sich vor sinnlicher Klangkulisse, die mit Fernost liebäugelt, zwei Menschen, die mit ihren gesellschaftlichen Rollen hadern und versuchen, zwischen Klischee und Realität, zwischen Schein und Sein, zwischen Idol und Mensch zu unterscheiden.
Als vierte Premiere der Spielzeit zeigt die Staatsoperette „Cabaret“, ein Meisterwerk der Musicalgeschichte, das in die turbulente, am Abgrund hangelnde späte Weimarer Republik schaut und doch nie so nah am Puls der Zeit war wie jetzt.
Zum Abschluss krönt der „Ball im Savoy“ die Saison. Paul Abrahams Operette – mit Musik von Walzer bis Foxtrott, Paso Doble, Tango und Chanson – verschwand trotz des großen Erfolges aufgrund der jüdischen Herkunft Abrahams nur wenige Tage nach der Premiere im Dezember 1932 von den Spielplänen und lebt nun erstmals an der Staatsoperette auf.

Die Premieren und Konzerte der Spielzeit werden von zahlreichen künstlerischen Formaten flankiert: von Musicalfilmen im Zentralkino, der Tanzgala „Dresdance“, einem Gastspiel des renommierten Pantomoinen-Duos Bodecker & Neander, der Talkshow „Late Night Mitte“ sowie von theaterpädagogischen Projekten.
Zudem komplettieren die Repertoirestücke „Sweeney Todd“, „My Fair Lady“, „Clivia“, „La Bohème“, „Alice im Wunderland“, „Die sieben Todsünden/100 Leidenschaften“, „Die Fledermaus“, „Die lustigen Weiber von Windsor“ und „Polnische Hochzeit“ den Spielplan.
Der Doppelabend „Die sieben Todsünden/100 Leidenschaften“ (Premiere: 22. Juni 2024) wurde zum
Kurt-Weill-Fest eingeladen und wird das Festival 2025 eröffnen.


Seit der Saison 2019/20 ist Kathrin Kondaurow Intendantin der Staatsoperette Dresden.
Neues Haus – neue Technik
Der 700 Plätze fassende Saal verfügt über optimale akustische Bedingungen für die Genres Operette und Oper. Für das Musical, bei dem Stimmen und Instrumente genrebedingt mikrofoniert, verstärkt und über Lautsprecher übertragen werden, wurde ein variables Akustiksystem installiert. Schallabsorber-Elemente wie ausfahrbare Stoffsegel und große aufblasbare Schläuche aus einem speziellen Folienmaterial wurden an der Decke des Zuschauerraums installiert. Dieses System verringert die Nachhallzeit und absorbiert damit besonders auch die tiefen Frequenzen.

Der Saal punktet mit ansteigenden Zuschauerreihen, einer hervorragenden Sicht von allen 700 Plätzen, einer lang vermissten Klimaanlage und ist natürlich barrierefrei.

Eine Übertitelanlage ermöglicht, dass bei fast allen Produktionen die gesungenen und gesprochenen Texte in Deutsch und Englisch mitgelesen werden können.

Die Bühne ist mit 396 m² groß genug, um Solisten, Chor und Ballett in ihren opulenten Kostümen besser zur Geltung zu bringen.

Seiten- und Hinterbühne bieten ausreichend Platz, um in den Inszenierungen interessante und effektvolle Bühnenbilder zu realisieren. Die Bühne verfügt über einen hohen Schnürboden, einen Bühnenwagen mit integrierter Drehscheibe und mit Drehring.

Mithilfe der elektronischen Steuerung sind vielfältige und überraschende Verwandlungen möglich. Die neue Versenkung ermöglicht erstmals Auftritte und Abgänge von der Unterbühne aus und wurde bereits mehrfach eingesetzt.

Der neue Orchestergraben bietet ausreichend Platz für bis zu 65 Musiker, die nun nicht mehr – wie in der alten Spielstätte – zu zwei Dritteln unter einer Betonplatte sitzen müssen, sondern die Sängerinnen und Sänger erstmals hören und so mit ihnen in einem besseren Zusammenspiel musizieren und sie begleiten können.
Eine neue Theaterarchitektur für Dresden
Dresden kann sich glücklich schätzen: Die Industriebrache am Wettiner Platz, ein riesiges stillgelegtes Heizkraftwerksareal von 1920 mit nunmehr denkmalgeschützten Maschinenhallen und Turbinenhäusern, wird behutsam in ein neues „Theaterquartier für alle“ transformiert und kann so vor dem Abriss gerettet werden: Leitbild  für das Architekturkonzept von vier Theaterspielstätten ist weder, exzentrische neue Architektur zu implantieren, welche die Vergangenheit verneint, noch das gute Alte zu wiederholen, es ist die Transformation des Vorhandenen in eine gemeinsame, lebenswerte Zukunft des Urbanen – mit Hilfe von Architektur und Kunst.

Die neuen Theater wirken über ihre markante Bühnen- und Probenhaussilhouette, schwebend über dem historischen Fabrikareal, weit hinaus in die Dresdner Stadtmitte. Im Quartiersmaßtab fasst eine markante, mit Industriestahl verkleidete Theaterfassade Neu- und Altbauten mit vier völlig unterschiedlichen Spielstätten architektonisch zusammen. Zwei hochmoderne Bühnentürme erlauben völlig neue Theatertechniken, eine liebevolle Sanierung transformiert eine der großen noch erhaltenen Maschinenhallen des ehemaligen Heizkraftwerkes in ein neues zukunftweisendes „Theaterareal für alle“. In Cotta entstehen neue Theaterwerkstätten. Man versteht: Theaterarchitektur scheint komplexer als jede Universitätsklinik zu sein.

Kraftwerk Mitte – ein Erfolgsmodell
Als planende Architekten sind wir stolz, dass wir mit unserer langjährigen Erfahrung im Theaterbau gemeinsam mit den Bau- und Theaterleuten den von der Politik vorgegebenen Kostenrahmen für diese in Deutschland sicher einmalige Mischung für so unterschiedliche künstlerische Theaterkonzepte wie für die Staatsoperette und für das Theater Junge Generation  tatsächlich noch unterschreiten konnten. Alle Fertigstellungstermine wurden eingehalten.

Unser Credo: Öffentliche Kulturprojekte müssen im Kostenrahmen bleiben. Dies gelingt nur, wenn sie verantwortlich und gemeinsam sparsam von Anfang an geplant werden. Kostensicherheit und Termintreue ist  die Chance für die Zukunft der öffentlichen Akzeptanz von neuen Kulturbauten in der Bundesrepublik – erst dann wird man sie endlich als Anreiz und Motor für zukünftige Stadtentwicklungen wahrnehmen und nicht nur als gescheiterte Millionengräber ablehnen.

Das Kraftwerk Mitte könnte ein Beispiel für die Zukunft der Theaterarchitektur in der Bundesrepublik werden: Billig muss nicht banal bedeuten; die Würde im Neubau liegt in der Erfindung einer neuen Einfachheit im Bauen, darum herum wird sich ein lebendiges Theater- und Kunstquartier für alle Dresdner am Wettiner Platz neu entwickeln. 

Prof. Dr. Jörg Friedrich, Archtiekt
Die Geschichte der Staatsoperette
Die Staatsoperette Dresden blickt mit ihren Vorgängern auf über 240 Jahre Tradition als musikalisches Volkstheater in Dresden zurück. Aufwendige und repräsentative Theaterbauten wie das Alberttheater, das Central-Theater und das Residenztheater begründeten in Dresden eine Tradition, die bis heute fortwirkt. Zeitweilig wurden alle drei Operettenhäuser gleichzeitig regelmäßig bespielt.

Nach der Zerstörung Dresdens im Februar 1945 lag das kulturelle Leben am Boden. Doch schon im Sommer 1945 konnten das Komödienhaus und das Central-Theater, wenn gleich an anderer Stelle, ihren Betrieb wieder aufnehmen.
Neue Bühnen schossen wie Pilze aus dem Boden. Hatte es bis 1945 in Dresden fünf Theater gegeben, waren es im Herbst 1945 mehr als fünfzehn, die dem Bedürfnis des Publikums nach Ablenkung, Zerstreuung und Unterhaltung auf unterschiedliche Weise nachzukommen suchten. Der Theaterhunger schien ungeheuer, und die Behörden zeigten sich großzügig in der Erteilung von Konzessionen. Was an Sälen, Schulaulen, Kinos oder Werkskantinen zwischen Freital und Klotzsche, Cossebaude und Niedersedlitz heil geblieben war, wurde bespielt.

In der Goldenen Krone in Kleinzschachwitz hatte sich das Neue Theater etabliert, im „Feenpalast“ in Leuben das Apollo-Theater - die heutige Staatsoperette Dresden. Nach dem Umbau des beliebten Gasthofes „Feenpalast“ in ein Theater wurde am 18. August 1947 das Apollo-Theater in Dresden-Leuben eröffnet. Es war damals der erste Theaterumbau in Sachsen, vielleicht sogar in der ganzen damaligen sowjetischen Besatzungszone.

Am 2. Oktober 1947 nahm Die lustige Witwe Besitz von ihrer neuen Wirkungsstätte. Dieses Datum gilt als Stunde Null der heutigen Staatsoperette Dresden.
Der Kampf um die Zukunft der Staatsoperette
Im Kommunalwahlkampf 2001 wurde der Neubau der Staatsoperette zum Thema. Oberbürgermeister-
Kandidat Dr. Ingolf Roßberg kündigte in Anzeigen an, die Operette „als Highlight unserer Kulturlandschaft und Wirtschaftsfaktor“ ins Zentrum zu holen, denn „Das hat Dresden verdient!“ (Sächsische Zeitung, 8. Juni 2001).

Aber auch nach seiner Wahl wurde die Standort-Entscheidung immer weiter verschoben. Wie eine Bombe schlug am 14. Oktober 2002 die Nachricht ein, dass Oberbürgermeister Roßberg und Kulturbürgermeister Dr. Lutz Vogel auf Grund der prekären Haushaltslage die Schließung der Staatsoperette ankündigten. Das später als „kalkulierte Provokation“ zum „Wachrütteln der Politik“ und »Aufbrechen von Verkrustungen im Haushalt der Stadt“ deklarierte Ansinnen entfachte einen regelrechten Protest-Orkan.

Intendant Fritz Wendrich und sein Vize Jürgen Eggert kämpften gemeinsam mit Künstlern, Politikern und den Dresdner Bürgern für die Rettung des Volkstheaters. Musiker aus mehreren Dresdner Klangkörpern bliesen bei einer Demonstration dem Stadtrat symbolisch den Marsch, Protestresolutionen von namhaften Persönlichkeiten aus ganz Deutschland gingen ein, 107.000 Unterschriften wurden dem OB übergeben, und schon im Dezember bekannte sich der Stadtrat einstimmig zum Erhalt der Operette. Zuschauer und Mitarbeiter hatten ihr Theater verteidigt, aber die Diskussion über Rechtsform und Standort der Spielstätte entbrannte aufs Neue. Mit einer spektakulären Eröffnungsshow für die Spielzeit 2003/04 fegte das neue Leitungsteam gemeinsam mit dem Ensemble die Gespenster der drohenden Schließung aus dem Haus. OB Roßberg bekräftigte sein Neubau-Versprechen und überreichte die druckfrische Neuausgabe des Walzers „An der Elbe“, komponiert 1897 von Johann Strauss Sohn. Als Wolfgang Schaller am Ende des Programms inmitten seines Ensembles den elfminütigen Applaus des begeisterten Publikums entgegennahm, lachten ihm aus dem Zuschauerraum viele bereits bekannte Gesichter entgegen. Denn vom Tag seiner Berufung durch den Stadtrat im Mai 2002 an hatte er das getan, was für ihn aus seinen positiven und negativen Erfahrungen vorangegangener Intendanzen in Görlitz und Würzburg als eine Grundlage für nachhaltigen Erfolg galt: Er war rastlos und direkt auf Entscheider und Lobbyisten aus Politik und Wirtschaft, auf Journalisten und Theaterleute zugegangen. So hatte Dresden den neuen Operettenintendanten kennengelernt, und es war klar, dass man fortan in jeder wichtigen Stadtratssitzung, bei jeder Premiere, in Vorstandsbüros und Redaktionen mit ihm und seinem Projekt „Operette im Zentrum“ konfrontiert werden würde. Die Stadt und ihre Befindlichkeiten waren dem frisch gekürten „Operetter“ nicht neu. Wolfgang Schaller machte sich daran, das Ensemble der Staatsoperette dorthin zurück zu bringen, wo die Wurzeln seiner Existenz waren: in die Mitte der Stadt.

Andreas Schwarze
Von der absicht, ein neues Theater zu errichten
Angespornt von der Bestandszusage aus dem Rathaus, begann man in Leuben alle Kräfte für die Weiterentwicklung des Ensembles und des Repertoires zu mobilisieren, um sich eines neuen Theaters würdig zu erweisen. Die Finanzlage der Stadt  blieballerdings apokalyptisch, ständig taten sich neue Löcher auf, so groß wie die ewige Baugrube am Wiener Platz, die seit 1998 auf Investoren wartete und als „Wiener Loch“ bespöttelt wurde. Genau da hinein sollte nun das Musiktheater der Zukunft. OB Ingolf Roßberg brachte seine Vorlage in den Stadtrat ein, nach der ein privater Investor dort einen Theaterneubau (auf 40 Prozent der Baufläche) und gewerblich genutzte Gebäude (60 Prozent der Baufläche) errichten sollte. Eine „Operetten-gGmbH“ sollte als Ankermieter fungieren, Mieteinnahmen aus den kommerziell genutzten Flächen sollten die gering angesetzte Jahresmiete der Operette von 1,4 Mio. Euro gegen finanzieren. Die Personalkosten des Theaters sollten durch einen Haustarifvertrag unter Verzicht der Beschäftigten auf alle Tariferhöhungen über zehn Jahre gedeckelt werden. Im Oktober 2007 stellte sich „überraschenderweise“ heraus, dass sich kein Investor in der Lage sah, für 1,4 Mio. Jahresmiete und einer Laufzeit von nur 12 Jahren das Projekt am Wiener Platz umzusetzen. Nun wurden nochmals die Varianten Sanierung in Leuben und Kooperation mit dem Staatsschauspiel diskutiert. Wieder erreichten erst nachdrückliche Proteste aus der Bevölkerung, aus Politik, Kultur und Wirtschaft ein Umdenken. Unter dem Eindruck der vielversprechenden Perspektive für das stillgelegte Kraftwerk sprachen sich zur Oberbürgermeisterwahl im Frühjahr 2008 alle Kandidaten in ihren Programmen für die Operette im Zentrum aus. Einen Monat später wurde Helma Orosz zur Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden gewählt und bekannte sich kurz nach ihrem Amtsantritt auf einer Belegschaftsversammlung der Staatsoperette zum Neubauprojekt. In der Folge einigten die Stadt und die Gewerkschaften sich auf einen modifizierten Haustarifvertrag mit einer ungeheuren Investition der Mitarbeiter in die Zukunft ihres Theaters: Die Belegschaft, vertreten durch den kämpferischen und konstruktiv kooperierenden Personalrat unter Vorsitz des Requisite-Chefs Martin Liebe, verzichtet für den Theaterneubau von 2009 bis 2021 auf 8 Prozent ihres Gehaltes und stellt so 13 Mio. Euro bereit. Wenn nicht gebaut würde, sollte der Vertrag 2014 enden und das einbehaltene Geld zurückgezahlt werden. Anfang 2009 startete Helma Orosz die Spendenkampagne „Ihr Name auf einem Stuhl“. Dennoch wurde in den Haushaltsentwurf 2009/10 erstmal kein Cent für das Vorhaben eingestellt, das fast perfekte Paket wieder aufgeschnürt und alle Varianten nochmals durchgespielt – eine echte Dresdener Entscheidungsfindung. Im Oktober 2010 beschlossen SPD, Grüne, Linke und Bürgerfraktion mit knapper Mehrheit, die Ausschreibung für Staatsoperette und Theater Junge Generation im Kraftwerk Mitte als Doppelstandort. Dagegen erwog die Oberbürgermeisterin, ihr Veto einzulegen. Aber die Beständigkeit und Opferbereitschaft der Theaterleute, die Kreativität und die künstlerischen Erfolge des Ensembles, die Treue der Dresdner zu ihrer Operette und die offensichtlichen langfristigen Vorteile für die Wirtschaftlichkeit der Theater, die Stadtentwicklung und den Tourismus ließen sie davon abrücken. Von nun an setzte sie den Stadtratsbeschluss konsequent um. Im Juli 2011 verabschiedete der Stadtrat mit 57 Ja-Stimmen die Ausschreibung für das Kraftwerk als Doppelstandort und verwarf das Investorenmodell, stattdessen sollte die städtische Projektgesellschaft Stesad das Bauvorhaben realisieren. Die Baukosten wurden auf 96 Mio. Euro veranschlagt, nach Ausschreibung im wettbewerblichen Dialog erhielt 2013 die Ed. Züblin AG den Zuschlag für die Ausführung der Bauten, die der Hamburger Architekturprofessor Jörg Friedrich entworfen hatte. Am 8. Juli 2014, nach 25 Jahren Diskussion, legten Oberbürgermeisterin Helma Orosz, der sächsische Innenminister Markus Ulbig, der Geschäftsführer der Kommunale Immobilien Dresden Axel Walther und die Intendanten Felicitas Loewe und Wolfgang Schaller den Grundstein für die Theater im Kraftwerk, die neue Heim statt der Musen im Herzen Dresdens. Im Dezember 2016 wurde die neue Spielstätte feierlich eröffnet.

Andreas Schwarze