Operette
Du bist ich
oder: Der Traum von der Karibik
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Premiere am 30. August 2024
im Rahmen des Sommernachtballs
im Rahmen des Sommernachtballs
Ein schöner Abend hätte es werden sollen: Pat, notorischer Pleitegeier, aber überzeugt von seinen Qualitäten als Lebenskünstler, hatte vor, seine Freundin Loulou einmal ganz besonders auszuführen. Wie hätte er ahnen können, dass das Kabarett „Zur Weltreise“ horrende Preise nimmt, die Diva des Etablissements Viviane eine geradezu magische Anziehungskraft auf ihn ausübt und ihn seine Tante vor aller Ohren am Telefon abserviert, anstatt das nötige Kleingeld locker zu machen? Von einem Moment auf den anderen steht er alleine da: ohne Geld, Frau und Plan. Bis da plötzlich Bob ist – der Star des Abends und Schwarm aller Damen, dem das Leben beneidenswert einfach von der Hand zu gehen scheint. Als Bob Pat anbietet, unter seinem Namen eine von seiner Tante Honorine angesetzte Reise in die Karibik anzutreten, um vordergründig auf der Zuckerrohrplantage „Virginia“ die Arbeit von der Pieke auf zu lernen, sich eigentlich aber vor allem der Sonne und der Damenwelt zu widmen, zögert Pat nicht lange. Doch schnell stellt sich heraus, dass auch das Leben als Bob kein Zuckerschlecken ist – noch dazu, wenn man gar nicht weiß, ob man wirklich Bob ist oder nicht doch lieber wieder Pat sein möchte?
1934 – er war gerade in seiner neuen Wahlheimat Paris angekommen – gelang dem kubanischen Komponisten Moïses Simons mit Toi c’est moi (Du bist ich) ein Überraschungserfolg. Die ungewohnte Mischung aus französischer Leichtigkeit und exotischen Rhythmen, die Simons dramaturgisch gekonnt einsetzte, schlug Publikum wie Presse in den Bann. Dabei war dem Habanero sein Ruf als kubanischer Jazz-Komponist bereits vorausgeeilt: Nur wenige Jahre zuvor hatte er mit „El Manisero“ einen Welthit gelandet, der den Rang des ersten millionenfach verkauften kubanischen Songs erklomm. Übersetzt in zahlreiche Sprachen und interpretiert von u.a. Stan Kenton und Dean Martin ist „El Manisero“ bis heute Moïses Simons’ populärstes Lied, während seine über 40 komponierten Zarzuelas und Operetten immer mehr in Vergessenheit geraten sind.
Flirrende Hitze, exotische Klänge und die ewige Suche nach der eigenen Identität – welcher Stoff wäre besser geeignet, um den Sommer zu feiern und die Tore für die noch junge Spielzeit 2024/25 zu öffnen? Erstmals seit der Wiederentdeckung und deutschsprachigen Erstaufführung des Stückes im Jahr 2013 erobert Du bist ich wieder eine Bühne – in der komprimierten und temporeichen Fassung von Matthias Reichwald, dem neuen Leitenden Regisseur der Staatsoperette. Gewürzt mit einer ordentliche Portion Witz und Ironie steigert sich in seiner Interpretation der Verwechslungskomödie der operettenübliche Identitätstausch zu einem regelrechten Wirbelwind durch Traum und Realität. Ein Wind, der auch vor dem Orchestergraben nicht Halt macht: Unter der musikalischen Leitung des neuen Chefdirigenten Michael Ellis Ingram fliegen die Klänge von Conga über Foxtrott zu Rumba – und laden nicht nur beim Sommernachtsball am 30. August ein, im Anschluss selbst das Tanzbein zu schwingen.
1934 – er war gerade in seiner neuen Wahlheimat Paris angekommen – gelang dem kubanischen Komponisten Moïses Simons mit Toi c’est moi (Du bist ich) ein Überraschungserfolg. Die ungewohnte Mischung aus französischer Leichtigkeit und exotischen Rhythmen, die Simons dramaturgisch gekonnt einsetzte, schlug Publikum wie Presse in den Bann. Dabei war dem Habanero sein Ruf als kubanischer Jazz-Komponist bereits vorausgeeilt: Nur wenige Jahre zuvor hatte er mit „El Manisero“ einen Welthit gelandet, der den Rang des ersten millionenfach verkauften kubanischen Songs erklomm. Übersetzt in zahlreiche Sprachen und interpretiert von u.a. Stan Kenton und Dean Martin ist „El Manisero“ bis heute Moïses Simons’ populärstes Lied, während seine über 40 komponierten Zarzuelas und Operetten immer mehr in Vergessenheit geraten sind.
Flirrende Hitze, exotische Klänge und die ewige Suche nach der eigenen Identität – welcher Stoff wäre besser geeignet, um den Sommer zu feiern und die Tore für die noch junge Spielzeit 2024/25 zu öffnen? Erstmals seit der Wiederentdeckung und deutschsprachigen Erstaufführung des Stückes im Jahr 2013 erobert Du bist ich wieder eine Bühne – in der komprimierten und temporeichen Fassung von Matthias Reichwald, dem neuen Leitenden Regisseur der Staatsoperette. Gewürzt mit einer ordentliche Portion Witz und Ironie steigert sich in seiner Interpretation der Verwechslungskomödie der operettenübliche Identitätstausch zu einem regelrechten Wirbelwind durch Traum und Realität. Ein Wind, der auch vor dem Orchestergraben nicht Halt macht: Unter der musikalischen Leitung des neuen Chefdirigenten Michael Ellis Ingram fliegen die Klänge von Conga über Foxtrott zu Rumba – und laden nicht nur beim Sommernachtsball am 30. August ein, im Anschluss selbst das Tanzbein zu schwingen.
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Eine spritzige Rarität
Regisseur Matthias Reichwald über Du bist ich, die erste Premiere der neuen Saison
Du bist ich – im Original Toi c’est moi – ist eine heutzutage kaum mehr gespielte Operette des kubanischen Komponisten Moïses Simons. Wie kam es zu dieser Position im Spielplan?
Wir haben für unseren Sommernachtsball Eine Nacht in Havanna nach einer Rarität gesucht. Nach einem Stoff, der selten gespielt wird und aus unserer Sicht vielleicht zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Nach einer witzigen und spritzigen, einer sinnlichen und betörenden Geschichte.
Was reizt dich als Regisseur an dieser „spritzigen Rarität“?
Zum einen die wirklich wunderbare und sehr gestische Musik von Moïses Simons, zum anderen aber auch diese lebensprallen und energetischen Figuren im Zentrum des Stückes. Dass die Aufführung neben den Repertoirevorstellungen auch im Rahmen unseres ersten Sommernachtsballs zu sehen sein wird, bringt natürlich logistisch und konzeptionell so manche Herausforderung mit sich, aber allein schon auf das opulente Orchester auf der Hauptbühne und die große Nähe des Publikums zu den Darstellerinnen und Darstellern auf dem aufgefahrenen Orchestergraben als zentrale Spielfläche freue ich mich sehr.
Für die Integration des Stückes in den Ablauf des Sommernachtsballs war eine Reduktion auf circa 90 Spielminuten notwendig. Was bedeutet das für unsere Fassung?
Das bedeutet beispielsweise eine Komprimierung auf sieben Kernfiguren und eine leichte Ausdünnung des musikalischen Materials. Vor allem aber sind zahlreiche Nebenfiguren und Dialogszenen weggefallen. Inhaltlich erschien uns vor allem eine stärkere Fokussierung der Handlung auf eine Art Subjektive der Patrice-Figur als besonders reizvoll.
Patrice ist einer von zwei männlichen Protagonisten, die das Zentrum der Handlung bilden. Worin besteht ihre Verbindung oder auch ihre Gegensätzlichkeit?
Bob und Pat sind im Grunde die vielzitierten zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Sie sind in gewisser Weise unzertrennlich, ziehen sich an und stoßen sich ab, suchen einander, geraten aber auch aneinander. Sie belauern und provozieren sich, schaukeln sich in all ihrem Übermut und Vergnügungswahn gegenseitig hoch und finden doch immer wieder beieinander Halt.
Du hast es vorhin schon angedeutet: Auf eben dieses Protagonistenpaar stützt sich dein konzeptioneller Ansatz …
Richtig. Wir haben uns dazu entschieden, die ganze Handlung in Form einer Traumdramaturgie zu erzählen und unsere Geschichte vollständig durch die subjektive Brille von Patrice zu lesen. In diesem Sinne ist sein Begleiter Bob eher ein idealisiertes Pendant, eine Wunschvorstellung, eine Art Abspaltung von ihm selbst und natürlich auch eine Art Spiegel. In gewisser Weise durchlebt unser Patrice in seinem Traum auch eine Nacht in Havanna. Wir hatten großen Spaß daran, all die Grundthemen des Stückes wie Rollentausch und Maskerade, die verworrenen Identitätsfragen und Inkognito-Reisen noch ein kleines Stückchen weiterzudrehen und als Spielmaterial auszubauen.
Entgegen der normalerweise an der Staatsoperette gelebten Praxis, den Großteil der Hauptrollen doppelt zu besetzen, arbeitet diese Produktion mit einem einfachen Solist*innen-Cast. Welchen Darsteller*innen des Ensembles begegnen wir in Du bist ich und in welche – mitunter auch auf den Leib geschriebenen – Rollen schlüpfen sie?
Wir erleben mit Bryan Rothfuss und Andreas Sauerzapf zwei langjährige Protagonisten des Ensembles als zentrales, temporeiches Herrenduo. Den beiden macht Markus Liske als impulsiver Aufseher Pedro ab und an ordentlich Feuer unter dem Hintern. Singend, tanzend und springend sehen wir Jeannette Oswald als reiche und lebenshungrige Tante Honorine. Die wilde Viviane, die Patrice anbetet und ihm lange unerreichbar scheint, wird von der griechischen Mezzosopranistin Dimitra Kalaitzi gesungen und gespielt, die bereits seit zwei Jahren zu unserem Ensemble gehört. Und wir haben noch zwei weitere außergewöhnliche Sängerinnen mit an Bord: Ich persönlich empfinde es als großes Geschenk und auch als Ausdruck der ungeheuren Vielfalt der Staatsoperette, dass in der weiblichen Hauptrolle der temperamentvollen Maricousa Christina Maria Fercher auf der Bühne steht, die ansonsten dem Publikum durch so prominente Partien wie Adele in der Fledermaus oder Mimì in La Bohème bekannt ist. Außerdem gibt es im Originalstück zu Beginn in Paris eine Art Gastgeberfigur, die wir zu einer Conférencière ausgebaut haben, welche uns charmant und kommentierend durch den Abend begleiten wird. Es war mir eine große Freude, mit und für Silke Richter diese Rolle zu entwickeln und weiterzuspinnen. Und so prallen in dieser Operettenausgrabung sieben kräftige Figuren aufeinander, arbeiten sich durch allerhand Irrungen und Wirrungen und versuchen, sich im Irrgarten der Identitäten nicht vollends zu verlaufen. Ich bin wahnsinnig stolz und glücklich, dass wir diese spielfreudige Truppe aus Sängerdarstellerinnen und Sängerdarstellern vollständig aus dem festen Ensemble der Staatsoperette besetzen können.
Du bist ich – im Original Toi c’est moi – ist eine heutzutage kaum mehr gespielte Operette des kubanischen Komponisten Moïses Simons. Wie kam es zu dieser Position im Spielplan?
Wir haben für unseren Sommernachtsball Eine Nacht in Havanna nach einer Rarität gesucht. Nach einem Stoff, der selten gespielt wird und aus unserer Sicht vielleicht zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Nach einer witzigen und spritzigen, einer sinnlichen und betörenden Geschichte.
Was reizt dich als Regisseur an dieser „spritzigen Rarität“?
Zum einen die wirklich wunderbare und sehr gestische Musik von Moïses Simons, zum anderen aber auch diese lebensprallen und energetischen Figuren im Zentrum des Stückes. Dass die Aufführung neben den Repertoirevorstellungen auch im Rahmen unseres ersten Sommernachtsballs zu sehen sein wird, bringt natürlich logistisch und konzeptionell so manche Herausforderung mit sich, aber allein schon auf das opulente Orchester auf der Hauptbühne und die große Nähe des Publikums zu den Darstellerinnen und Darstellern auf dem aufgefahrenen Orchestergraben als zentrale Spielfläche freue ich mich sehr.
Für die Integration des Stückes in den Ablauf des Sommernachtsballs war eine Reduktion auf circa 90 Spielminuten notwendig. Was bedeutet das für unsere Fassung?
Das bedeutet beispielsweise eine Komprimierung auf sieben Kernfiguren und eine leichte Ausdünnung des musikalischen Materials. Vor allem aber sind zahlreiche Nebenfiguren und Dialogszenen weggefallen. Inhaltlich erschien uns vor allem eine stärkere Fokussierung der Handlung auf eine Art Subjektive der Patrice-Figur als besonders reizvoll.
Patrice ist einer von zwei männlichen Protagonisten, die das Zentrum der Handlung bilden. Worin besteht ihre Verbindung oder auch ihre Gegensätzlichkeit?
Bob und Pat sind im Grunde die vielzitierten zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Sie sind in gewisser Weise unzertrennlich, ziehen sich an und stoßen sich ab, suchen einander, geraten aber auch aneinander. Sie belauern und provozieren sich, schaukeln sich in all ihrem Übermut und Vergnügungswahn gegenseitig hoch und finden doch immer wieder beieinander Halt.
Du hast es vorhin schon angedeutet: Auf eben dieses Protagonistenpaar stützt sich dein konzeptioneller Ansatz …
Richtig. Wir haben uns dazu entschieden, die ganze Handlung in Form einer Traumdramaturgie zu erzählen und unsere Geschichte vollständig durch die subjektive Brille von Patrice zu lesen. In diesem Sinne ist sein Begleiter Bob eher ein idealisiertes Pendant, eine Wunschvorstellung, eine Art Abspaltung von ihm selbst und natürlich auch eine Art Spiegel. In gewisser Weise durchlebt unser Patrice in seinem Traum auch eine Nacht in Havanna. Wir hatten großen Spaß daran, all die Grundthemen des Stückes wie Rollentausch und Maskerade, die verworrenen Identitätsfragen und Inkognito-Reisen noch ein kleines Stückchen weiterzudrehen und als Spielmaterial auszubauen.
Entgegen der normalerweise an der Staatsoperette gelebten Praxis, den Großteil der Hauptrollen doppelt zu besetzen, arbeitet diese Produktion mit einem einfachen Solist*innen-Cast. Welchen Darsteller*innen des Ensembles begegnen wir in Du bist ich und in welche – mitunter auch auf den Leib geschriebenen – Rollen schlüpfen sie?
Wir erleben mit Bryan Rothfuss und Andreas Sauerzapf zwei langjährige Protagonisten des Ensembles als zentrales, temporeiches Herrenduo. Den beiden macht Markus Liske als impulsiver Aufseher Pedro ab und an ordentlich Feuer unter dem Hintern. Singend, tanzend und springend sehen wir Jeannette Oswald als reiche und lebenshungrige Tante Honorine. Die wilde Viviane, die Patrice anbetet und ihm lange unerreichbar scheint, wird von der griechischen Mezzosopranistin Dimitra Kalaitzi gesungen und gespielt, die bereits seit zwei Jahren zu unserem Ensemble gehört. Und wir haben noch zwei weitere außergewöhnliche Sängerinnen mit an Bord: Ich persönlich empfinde es als großes Geschenk und auch als Ausdruck der ungeheuren Vielfalt der Staatsoperette, dass in der weiblichen Hauptrolle der temperamentvollen Maricousa Christina Maria Fercher auf der Bühne steht, die ansonsten dem Publikum durch so prominente Partien wie Adele in der Fledermaus oder Mimì in La Bohème bekannt ist. Außerdem gibt es im Originalstück zu Beginn in Paris eine Art Gastgeberfigur, die wir zu einer Conférencière ausgebaut haben, welche uns charmant und kommentierend durch den Abend begleiten wird. Es war mir eine große Freude, mit und für Silke Richter diese Rolle zu entwickeln und weiterzuspinnen. Und so prallen in dieser Operettenausgrabung sieben kräftige Figuren aufeinander, arbeiten sich durch allerhand Irrungen und Wirrungen und versuchen, sich im Irrgarten der Identitäten nicht vollends zu verlaufen. Ich bin wahnsinnig stolz und glücklich, dass wir diese spielfreudige Truppe aus Sängerdarstellerinnen und Sängerdarstellern vollständig aus dem festen Ensemble der Staatsoperette besetzen können.
Dieses Stück muss zurück auf die Bühne!
Du bist ich – im Original Toi c’est moi – wurde 2013 am Theater Altenburg Gera zur deutschsprachigen Erstaufführung gebracht. Die Dialoge übersetzte der damalige Chefdramaturg Felix Eckerle. Im Gespräch mit Valeska Stern erinnert er sich an die Genese der Fassung und die Besonderheiten des Werkes.
Herr Eckerle, wissen Sie noch, wie die Idee entstand, ein so unbekanntes Stück wie Moïses Simons’ Toi c’est moi auf den Spielplan zu setzen?
Aber natürlich! Es war 2003, auf einer Premierenfeier in Erfurt, als ich Volker Klotz kennenlernte, den Autor des fulminanten Operettenführers. Als Literaturwissenschaftler hat sich Volker Klotz immer sehr für eine Erweiterung des Repertoires stark gemacht, wobei er neben Uraufführungen dafür plädierte, sich an gelungene Werke des Vergangenheit zu erinnern. Als wir uns zwei Jahre später – übrigens bei der von der Staatsoperette ausgerichteten Tagung Operette unterm Hakenkreuz – wiederbegegnet sind, habe ich Volker Klotz direkt gefragt, welche der unzähligen Operetten, über die er schreibe, er sich denn am meisten auf die Bühne zurückwünschen würde. Seine prompte Antworte darauf lautete: Toi c’est moi. Und wenn Sie einmal darauf achten: Das Plakatmotiv von 1934 eben jenes Stückes ziert auch das Cover seines Operettenführers! Seit diesem Ratschlag hatte ich also Toi c’est moi in meinem Gepäck und habe nur auf die richtige Gelegenheit gewartet, es wieder zum Leben zu erwecken.
Und diese Gelegenheit bot sich 2013 am Theater Altenburg Gera.
Richtig, wir haben damals über mehrere Spielzeiten eine Reihe mit dem Titel Wiederentdeckungen des 20. Jahrhunderts geführt, in die dieses Stück natürlich wunderbar passte.
Was genau sind denn in Ihren Augen die Qualitäten des Stückes, aufgrund derer sich eine Wiederentdeckung lohnt?
Oh, vieles! Da wäre einerseits die Verbindung gesellschaftlich und politisch relevanter Themen wie Kolonialismus oder Ausbeutung mit einer großen Portion Ironie und Witz, andererseits aber eine spannende musikalische Mischung: Moïses Simons kombiniert in Toi c’est moi heiße südamerikanische Rhythmen und klassische Operettentänze wie Foxtrott oder Walzer mit Gesangsnummern, die eher aus der französischen Chanson-Tradition kommen. Das erscheint vor allem vor dem Hintergrund verblüffend, dass Simons erst im Uraufführungsjahr 1934 nach Paris gezogen ist. Für diesen sehr kurzen Zeitraum beweist er eine große Kenntnis der verschiedenen musiktheatralen Traditionen sowie des europäischen Opern- und Operettenrepertoires, das er in Toi c’est moi mitunter parodiert – man denke nur an die berühmte Nummer „C’est ça la vie, c’est ça l’amour“, die textlich auf Bizets „Habanera“ aus Carmen anspielt.
Mit Jacques Pilles und Georges Tabet als Bob und Pat standen Simons damals zwei populäre Chansonsänger zur Verfügung, die als Duo „Pilles et Tabet“ große Erfolge feierten. Vielleicht ließ sich der Komponist also auch einfach nur von all seinen Zutaten zu dieser Uraufführung inspirieren?
Das kann natürlich sein. Sicherlich aber haben Jacques Pilles und Georges Tabet der Musik von Anfang an zu einem gewissen Bekanntheitsgrad verholfen. Das fand ich übrigens rund um unsere deutschsprachige Erstaufführung bemerkenswert: Obwohl das Werk seit der Uraufführung nie wieder auf einer Bühne in der großen Orchesterfassung gespielt worden war und überhaupt jahrzehntelang von der Bildfläche verschwunden, ist es einigen Operettenkennern und frankophilen Menschen durchaus noch ein Begriff gewesen. Viele von ihnen sind damals extra angereist, um das Stück einmal in Gänze zu erleben.
Auch diese angereisten Experten haben das Stück in Gera zum ersten Mal in deutscher Sprache gesehen. Wieso ist das Werk Ihrer Meinung nach gerade auch für ein deutsches Publikum interessant?
Nun ja, unsere deutsche Operettentradition ist sehr eng mit der französischen verbunden – da erscheint ein unbekanntes Stück aus diesem Kanon immer interessant, zumal wenn es mit derart exotischen Stilen spielt wie Du bist ich. In unserer deutschen Übersetzung haben Cornelia Boese und ich denn auch versucht, vor allem den Gestus und Witz des Originals zu übertragen. Uns ging es weniger um eine wörtliche Übersetzung als vielmehr um den französischen Sprachrhythmus und die zahlreichen Querverweise im Text. Auch die Kunst des Reimens innerhalb der Gesangsnummern wollten wir unbedingt beibehalten – für die Cornelia Boese – zu Beginn ihrer Karriere Souffleuse, nun erfolgreiche Autorin und Übersetzerin vor allem von Kinderbüchern – als Expertin gilt.
Herr Eckerle, wissen Sie noch, wie die Idee entstand, ein so unbekanntes Stück wie Moïses Simons’ Toi c’est moi auf den Spielplan zu setzen?
Aber natürlich! Es war 2003, auf einer Premierenfeier in Erfurt, als ich Volker Klotz kennenlernte, den Autor des fulminanten Operettenführers. Als Literaturwissenschaftler hat sich Volker Klotz immer sehr für eine Erweiterung des Repertoires stark gemacht, wobei er neben Uraufführungen dafür plädierte, sich an gelungene Werke des Vergangenheit zu erinnern. Als wir uns zwei Jahre später – übrigens bei der von der Staatsoperette ausgerichteten Tagung Operette unterm Hakenkreuz – wiederbegegnet sind, habe ich Volker Klotz direkt gefragt, welche der unzähligen Operetten, über die er schreibe, er sich denn am meisten auf die Bühne zurückwünschen würde. Seine prompte Antworte darauf lautete: Toi c’est moi. Und wenn Sie einmal darauf achten: Das Plakatmotiv von 1934 eben jenes Stückes ziert auch das Cover seines Operettenführers! Seit diesem Ratschlag hatte ich also Toi c’est moi in meinem Gepäck und habe nur auf die richtige Gelegenheit gewartet, es wieder zum Leben zu erwecken.
Und diese Gelegenheit bot sich 2013 am Theater Altenburg Gera.
Richtig, wir haben damals über mehrere Spielzeiten eine Reihe mit dem Titel Wiederentdeckungen des 20. Jahrhunderts geführt, in die dieses Stück natürlich wunderbar passte.
Was genau sind denn in Ihren Augen die Qualitäten des Stückes, aufgrund derer sich eine Wiederentdeckung lohnt?
Oh, vieles! Da wäre einerseits die Verbindung gesellschaftlich und politisch relevanter Themen wie Kolonialismus oder Ausbeutung mit einer großen Portion Ironie und Witz, andererseits aber eine spannende musikalische Mischung: Moïses Simons kombiniert in Toi c’est moi heiße südamerikanische Rhythmen und klassische Operettentänze wie Foxtrott oder Walzer mit Gesangsnummern, die eher aus der französischen Chanson-Tradition kommen. Das erscheint vor allem vor dem Hintergrund verblüffend, dass Simons erst im Uraufführungsjahr 1934 nach Paris gezogen ist. Für diesen sehr kurzen Zeitraum beweist er eine große Kenntnis der verschiedenen musiktheatralen Traditionen sowie des europäischen Opern- und Operettenrepertoires, das er in Toi c’est moi mitunter parodiert – man denke nur an die berühmte Nummer „C’est ça la vie, c’est ça l’amour“, die textlich auf Bizets „Habanera“ aus Carmen anspielt.
Mit Jacques Pilles und Georges Tabet als Bob und Pat standen Simons damals zwei populäre Chansonsänger zur Verfügung, die als Duo „Pilles et Tabet“ große Erfolge feierten. Vielleicht ließ sich der Komponist also auch einfach nur von all seinen Zutaten zu dieser Uraufführung inspirieren?
Das kann natürlich sein. Sicherlich aber haben Jacques Pilles und Georges Tabet der Musik von Anfang an zu einem gewissen Bekanntheitsgrad verholfen. Das fand ich übrigens rund um unsere deutschsprachige Erstaufführung bemerkenswert: Obwohl das Werk seit der Uraufführung nie wieder auf einer Bühne in der großen Orchesterfassung gespielt worden war und überhaupt jahrzehntelang von der Bildfläche verschwunden, ist es einigen Operettenkennern und frankophilen Menschen durchaus noch ein Begriff gewesen. Viele von ihnen sind damals extra angereist, um das Stück einmal in Gänze zu erleben.
Auch diese angereisten Experten haben das Stück in Gera zum ersten Mal in deutscher Sprache gesehen. Wieso ist das Werk Ihrer Meinung nach gerade auch für ein deutsches Publikum interessant?
Nun ja, unsere deutsche Operettentradition ist sehr eng mit der französischen verbunden – da erscheint ein unbekanntes Stück aus diesem Kanon immer interessant, zumal wenn es mit derart exotischen Stilen spielt wie Du bist ich. In unserer deutschen Übersetzung haben Cornelia Boese und ich denn auch versucht, vor allem den Gestus und Witz des Originals zu übertragen. Uns ging es weniger um eine wörtliche Übersetzung als vielmehr um den französischen Sprachrhythmus und die zahlreichen Querverweise im Text. Auch die Kunst des Reimens innerhalb der Gesangsnummern wollten wir unbedingt beibehalten – für die Cornelia Boese – zu Beginn ihrer Karriere Souffleuse, nun erfolgreiche Autorin und Übersetzerin vor allem von Kinderbüchern – als Expertin gilt.
Bryan Rothfuss und Andreas Sauerzapf als Pat und Bob über den Inhalt der Operettenausgrabung Du bist ich
Spolight on ... Michael Ellis Ingram, neuer Chefdirigent der Staatsoperette
Besetzung
Team
Musikalische Leitung
Michael Ellis Ingram, Minsang Cho
Regie
Ausstattung
Choreografie
Dramaturgie
Chorleitung
Besetzung
Conférencière
Pat
Loulou / Maricousa
Christina Maria Fercher, Anna Langner
Diva / Viviane
Pedro
Honorine
Pressestimmen
Silke Richter moderiert augenzwinkernd durchs Programm. Als Star wird die geheimnisvolle
Schönheit Viviane präsentiert, eindrucksvoll gesungen von Dimitra Kalaitzi. […] Christina Maria Fercher (Loulou) gibt sie keck, rigoros und sexy. […] die „alte Erbtante“, attraktiv-jugendlich-resolut von Jeannette Oswald verkörpert [...] Pat, von Bryan Rothfuss spielerisch wie sängerisch facettenreich dargestellt, […] Der Barkeeper, herrlich polternd und später anrührend liebestoll dargestellt von Markus Liske […] Andreas Sauerzapf (Bob) hat das strahlende Lächeln, den charmanten Witz und die kräftigen Tenortöne für diese Rolle. […]
Die furiose, verwirrende Revue nimmt mit, begeistert, fasziniert. Und doch gelingt es dem Regisseur (Matthias Reichwald), die Figuren und ihre Geschichten so zu erzählen, dass man ihnen nicht fremd bleibt. Gutes Theater eben. Applaus, Applaus!